Domenik Naue & Cara Insa Wittenhaus

25. April 2021 – 02. Mai 2021
20:30 – 23:30 Uhr im Schaufenster
ganztags bei YouTube

Am 02. Oktober 2020 wurde die Ausstellung cor_tex im KUNSTRAUM53 eröffnet. Fünf Positionen bild(et)en den Ausstellungs-Teppich, der ein Suchen nach verschiedenen Dimensionen von Kontakt, Übermittlung, Permeabilität, Differenz, Übergängen, Materialitäten, Grenzen, Bedingungen und Verhältnissen von Innen und Außen verhandelte.

Die Performance no place (we built) der Künstler*innen Domenik Naue und Cara Insa Wittenhaus wäre im Rahmen des studentischen Festivals State of the Art Ende Oktober 2020 zum ersten Mal mit und vor Besucher*innen realisiert worden.

Aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie musste die Aufführung abgesagt und auf einen unbestimmten Zeitraum verschoben werden. Da die Corona-Bestimmungen seit November 2020 keine öffentliche Präsentation mit und vor Publikum zulassen, präsentiert der KUNSTRAUM 53 die filmische Adaption der Performance no place (we built). Diese ist sowohl im Schaufenster des KUNSTRAUM53 – mit QR-Code zum Soundtrack via SoundCloud – als auch auf YouTube bis zum 02. Mai 2021 einsehbar.

Foto: c. Domenik Naue & Cara Insa Wittenhaus

Domenik Naue & Cara Insa Wittenhaus zeigen uns ihre erste kollektive Performance no place (we built), in welcher sie ihre Beziehung zueinander in ihrer Mehrdimensionalität und Unbestimmbarkeit verhandeln.
Zwei androgyne, sich ähnelnde Körper bewegen und berühren sich – ob es sich um eine geschwisterliche, freund*innenschaftliche, erotische oder gar andersartige Relation handelt, bleibt ungewiss. Die Performer*innen spielen mit Wahrnehmung und Anziehungskraft der Uneindeutigkeit.

Die analoge Version wurde dezidiert für die Räumlichkeiten des KUNSTRAUM 53 konzipiert. Von Bedeutung für diese Version war das Erlebnis der Aufführung in leiblicher Ko-Präsenz, die Versammlung von Künstler*innen und Zuschauenden an einem geteilten Ort.

Domenik Naue und Cara Insa Wittenhaus wollten in der Aufführung einen – durch (soziale) Praktiken konstituierten – Raum produzieren; die Körper der beiden sollten im Schaufenster des KUNSTRAUM 53 – der Bühne – ein Beziehungsgeflecht bilden, zu welchem über ein projiziertes Langgedicht eine textlich-poetische vermittelnde Ebene hinzugefügt wird. Jede neue Aufführung – einmalig und unwiederholbar –  sollte als Erforschung ihrer Beziehungs-Symbiose verstanden werden, indem die konstituierenden sowie distanzierenden Elemente neu erleb- und interpretierbar gemacht werden sollten. Den Zuschauenden wurde hierbei eine aktive Rolle zugesprochen, sie sollten zum Teil der Beziehung werden.

Nun präsentieren die Künstler*innen gemeinsam mit dem KUNSTRAUM 53 ihre Arbeit no place (we built) in einer Video-Übersetzung für digitale Räume, die aus der Distanz heraus Anhaltspunkte des eigentlichen Aufführungsortes aufgreift.

Diese Übersetzung bringt einen unabgeschlossen Fragenkatalog mit sich:
Was kann diese leisten? Was geht bei dieser verloren? Was verschiebt sich? Welche Qualitäten heben sich durch diese hervor und/oder entstehen neu? Was geschieht, wenn Zuschauer*innen – in diesem Fall aber vereinzelt –  auch beim digitalen Einlesen die Beziehung neu und unterschiedlich interpretieren und „distanziert“ Teil dieser sein können, aber es keine leibliche Ko-Präsenz bei der Raumproduktion gibt? Was geschieht, wenn das Publikum nicht an eine Zeit und einen Ort des Zuschauens gebunden ist? Wird die Beziehung der beiden Performer*innen in der digitalen Version „konserviert“? Entsteht durch den Einsatz digitaler Medien ein „no place“ oder Nicht-Ort? Wie können Unterschiede in den möglichen Versionen/Realisierungen anerkannt werden, ohne dass dabei das Analoge gegen das Digitale ausgespielt wird? Lassen sich Spuren der Übersetzung/Übertragung (beispielsweise die Markierung auf dem Tanzboden, die die Maße des Schaufensters des KUNSTRAUM 53 nachzeichnet) erkennen?

Das KUNSTRAUM 53 Team lädt Personen dazu ein, die Beziehung zu erkunden, sich Fragen zu stellen und mögliche Antworten zu finden und/oder ‚einfach‘ über die Performance zu staunen.

Domenik Naue konzipiert performative Arbeiten. Zu seinem Schaffen gehört ebenfalls das Komponieren von Musik und das Verfassen von Lyrik. Diese Erzeugnisse treten teilweise in seinen Werken auf. Zur Zeit absolviert er ein Studium an der ArtEZ Universität in Arnhem, in den Niederlanden. 

Cara Insa Wittenhaus ist Tänzer*in und Performer*in. Si*er studiert an der ArtEz Universität in Arnhem, in den Niederlanden. Seit mehreren Jahren forscht si*er in performativen Kontexten und Projekten, die oftmals mit einer sozialkritischen Perspektive arbeiten.


Das kuratorische Team der Ausstellung cor_tex: Isabel Francos, Ronja Landtau, Valeria Slizevic, Theresa Tolksdorf und Lea Willim