ICH SCHAFFE UNTERBRECHUNG/ DU BRINGST VEREINIGUNG
kontrastiert die unterschiedlichen Ausprägungen des Materiellen im Digitalen. Vier künstlerische Positionen legen ein Spektrum vom fassbaren Analogen bis zum virtuellen Digitalen offen und schaffen so einen Raum, in dem sich das Individuum im Zusammenspiel der ineinanderfließenden Sphären neu verorten kann.
Thematisch wird die Ausstellung mit dem „3D Additivist Manifesto“ (#Additivism) von Daniel Rourke und Morehshin Allahyari kontextualisiert. In der Video- und Audioinstallation wird das radikale Potential zur Veränderung des 3D-Drucks thematisiert. Es ermöglicht Spekulationen über die Umformung und Verschmelzung des Menschen mit der Welt. Plastik und Information als charakteristische Produkte des Anthropozän werden als die Mittel gezeigt, die eine Überwindung des anthropozentrischen Zeitalters durch eine Verschmelzung von Technik, Natur und Mensch ermöglichen. Das „3D Additivist Manifest“ fordert dazu auf, die tote Materie zum Leben zu erwecken.
Das digitale Manifest stehen Heinrich Holtgreves Fotografien aus der Reihe „Das Internet als Ort“ gegenüber. Sie offenbaren die materielle Oberfläche des Internets im Bereich des Analogen. In der Ausstellung werden sie als digitale Projektionen gezeigt, wodurch die enge Verstrickung zwischen dem Digitalen und dem Analogen sichtbar wird und die Frage nach den digitalen Bildwerdungsprozessen gestellt wird.
Wo Holtgreve die fassbaren Elemente des Internets offenlegt, durchforsten Yarisal&Kublitz den Inhalt des Webs und überführen die körperlosen Zeichen und Signifikanten im Netz in eine materielle, fassbare Form. Mit „BITCH BETTER HAVE MY MONEY“ werden hier keramischen Emoji-Skupturen gezeigt, die sich auf Sockeln aus Holz in einem Schaukasten befinden und im Zusammenspiel mit dem Arbeitstitel eine Narration bilden, die an Kommunikationsformen im Chat erinnert. So stellen sie die Vergegenständlichung des komprimierten, kommunizierenden Contents im Internet dar und schlagen eine Brücke zwischen der Information und ihrem Abdruck in der fassbaren Welt.
Zwischen fassbarer und digitaler Welt befindet sich das Individuum als hybride Form. Die skulpturale Arbeit „Membrana Ex Mihi“ von Lisa Peters suggeriert als Zeichen körperliche Hülle eine Form und einen Inhalt, der sich nicht nachweisen lässt. Dabei wirft die Arbeit die zentrale Frage nach der Verortung des Individuums im Kontext der Verschiebung von Digitalem und Fassbarem auf.
Die Oberfläche des Körpers als Schnittstelle zwischen Persönlichkeit und Welt lässt die Haut als Interface gestaltbar werden.
Hier finden sich Ansatzpunkte wieder, die im „3D Additivist Manifesto“ aufgegriffen und fortgeführt werden. Durch das fortschreitende Verwischen zwischen Digitalem und Analogem wird die Vorstellung eines Individuums durchlässig und sein Bezug zur Welt wird wieder verhandelbar.
BETEILIGTE KÜNSTLER_INNEN
Morehshin Allahyari und Daniel Rourke
Morehshin Allahyari (geboren 1985 im Iran) und Daniel Rourke (geboren 1982 in Großbritannien) sind die beiden Künstler_innen hinter dem 3D Additvist Manifesto. Für das Projekt #Additivism nehmen sie 2016 am Vilém Flusser Residency Program for Artistic Research teil. Moreshin Allahyari ist eine Medienkünstlerin und Aktivistin, die seit 2007 in den USA lebt. Sie absolvierte ein Studium an der University of Denver und war an zahlreichen Ausstellungen, Festivals und Workshops beteiligt darunter auf der Biennale von Venedig und im Museum of contemporary Art, Montreal sowie im Museo Ex-Teresa Arte Actual, Mexiko City. Daniel Rourke promoviert zurzeit zum Thema „Figuring the Posthuman“ am Godsmiths University of London. Er hielt mehrere Teachings/Lectures, darunter 2016 in der Tate Modern, London, seit 2013 an der South Bank University sowie von 2012 – 2015 an der Kingston University, London.
Medienkünstler_innen| Aktivist_innen| 3D Druck | Manifest | #Additivism |
Heinrich Holtgreve
Heinrich Holtgreve (Geboren 1987 in Bochum) studierte an der FH Bielefeld Fotografie und arbeitet als Fotograf von Hamburg aus für verschiedene Redaktionen, Verlage und Agenturen. Seit 2016 ist er Mitglied der renommierten Agentur Ostkreuz. Er fotografiert für Auftraggeber wie Weltkunst, Zeitmagazin oder NEON und war mit seinen Arbeiten in mehreren Ausstellungen vertreten, darunter 2015 in den Hamburger Deichtorhallen, 2014 im c/o Berlin und 2013 im Marta Herford.
Fotograf | Orte | Internet | Rechenzentren | Server |
Lisa Peters
Lisa Peters (Geboren 1989 in Leonberg) studierte von 2008 – 2009 Kunst- und Medienwissenschaft an der HBK Braunschweig, daraufhin von 2009 – 2016 Bildende Kunst bei Christiane Möbus und Ina Weber an der UdK Berlin. 2016 war sie Meisterschülerin von Prof. Ina Weber an der UdK Berlin. Ihre Arbeiten wurden in mehreren Ausstellungen gezeigt, etwa 2016 im Mindscape Universe, Berlin und in der Kleinen Humboldt Galerie, Berlin sowie 2014 im Haus am Lützowplatz und im Heiligenkreuzhof, Wien.
Bildhauerin | Körperlichkeit | Identität | Haut | Inhalt |
Yarisal&Kublitz
Ronnie Yarisal (geboren 1981 in Genf, Schweiz) und Katja Kublitz (geboren 1978 in Kopenhagen, Dänemark) lernten sich am Central St. Martins College of Art kennen, an dem sie beide von 2001 – 2004 studierten. Die Zwei schlossen sich zu einem Künstlerduo zusammen und leben zurzeit in Berlin. Yarisal&Kublitz waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, u.A. 2016 im Kunstpalais Erlangen, 2015 in der Galerie Sebastian Bertrand, Genf, 2015 in der Galerie Laurent Godin, Paris, 2015 im Kunstmuseum Bern sowie 2009 auf der 3. Moskau Biennale. Darüber hinaus erhielten sie u.A. 2013 den Publication Grant, Statens Kunstfond, Kopenhagen, und nahmen 2007 teil am Artist-in-Residence Programm Sculpture Space, New York.
Internet | Skulptur | Artefakte | Künstlerduo | Kulturanthropolog_innen |
Künstlerische Leitung: Kerstin Rode & Julian Obertopp
TERMINE
ERÖFFNUNG / 24. 11.16, 19.30 Uhr
mit musikalischer
Performance
von Paul Olf:
WORKSHOP / 29. 11.16, 17.00 Uhr
Gummi & Glasfaser –
Die Blüten des Netzwerks
KURATORENFÜHRUNG / 8. 12.16, 18.00 Uhr
FINISSAGE / 15. 12.16, 19.00 Uhr