Michael Bayer // FREVELKIND

19.11. 2014 – 15.01.2015 // FREVELKIND, so lautet der Titel der Ausstellung von Michael Bayer im KUNSTRAUM 53. Übersetzen ließe sich der Titel mit Hybrid. Dies verweist auf ein Oszillieren zwischen Kategorien, weder zum einen noch zum anderen gehörend, das Ausschließen einer Verortung. Die Serie Fotografische Gebilde spiegelt genau dies wider. Denn auf den ersten Blick scheinen die Fotografien aufgrund ihrer monochromen Tonalität und ihrer Sachlichkeit Objekte abzubilden. Doch beim genaueren Hinsehen schieben sich nicht einzuordnende Elemente dazwischen: Weiße geometrische Formen, körnige Schatten oder grobe Linien. Zu grafisch und pointiert wirken die verschiedenen Elemente auf den Bildern, als dass sie einer fotografischen Abbildung entsprungen sein können. Und schon geraten die Bilder ins Wanken: Was wird gezeigt? Was ist auf Ihnen zu sehen? Sind die abgebildeten Gegenstände tatsächlich Objekte?

Der Künstler lichtet die abgebildeten Skulpturen in einer Studiosituation ab und greift beim Vergrößerungsprozess in das zu entstehende Positiv ein. Wie eine Zeichnung bearbeitet er beim Belichten des Positivs das Material. Die verschiedenen verwendeten Materialen scheinen sich gegenseitig abzustoßen oder sich gar zerreiben zu wollen. Die vorausgesetzten Eigenschaften der unterschiedlichen Medien wie die wirklichkeitsgetreue Abbildungsleistung der Fotografie sowie die Räumlichkeit und Dauerhaftigkeit der Skulptur werden zu unsicherem Boden. Anders als bei der Serie Fotografische Gebilde wurden im lebensgroßen Selbstportrait Alter Mann keine weiteren Interventionen getätigt. Michael Bayer fotografierte auch hier analog und entwickelte den Abzug in der Dunkelkammer. Die lebensgroße Abbildung sowie die fotografisch erstarrte Pose referieren auf eine klassische Skulptur, die wiederum durch die tiefen Schatten der Fotografie fragmentiert wird. Das Gefrieren der Pose zu einer Skulptur und ihre gleichzeitige Auflösung durch die fotografische Aufnahme löst die Grenzen beider Medien auf.

Das Zerfallen der Medien in Michael Bayers Arbeiten bringt ein Substrat hervor, aus dem sich die Bilder konstituieren. Das dichte neben- und aufeinander der einzelnen Elemente im Bildraum führt zu einer Komprimierung des Dargestellten. Klar definiert Bayer den Raum für die widerstreitende Medien, das gegenseitige Zerreiben findet auf begrenzten Raum statt. Zugleich nehmen die klaren Formen der Bilder Bezüge zu einander und zum Ausstellungsraum auf – vor allem die für und im KUNSTRAUM 53 entstehende Skulptur verbindet ausgestellte Werke und Architektur und dehnt die den Bildern innere Spannung auf den Raum und damit den Betrachter aus.

Künstlerische Leitung: Francisco Vogel und Sonja Wunderlich

Bilder zu der Eröffnung am 18.11.2014 // Musik von Timon & Chris (Singer-Songwriter-Pop)

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