11.07. – 20.07.2014 // An den rohen Wänden des Ladenlokals in der Wollenweberstraße werden Fotografien des in Hildesheim lebenden und arbeitenden Künstlers Kevin Momoh gezeigt. Seine Arbeit lässt sich durch den ebenso einfachen wie präzisen Titel face – Gesichter einer Stadt beschreiben. Mit beeindruckend formaler Disziplin fotografiert Momoh Freunde, Bekannte und Fremde aus seinem persönlichen und seinem durch digitale Medien erweiterten Netzwerk. Es entstehen distanzierte Bilder, abseits herkömmlicher Strategien der Inszenierung von Personen. Face spricht auf verschiedenen, miteinander verwobenen Ebenen an: Zunächst auf der individuellen Ebene – schließlich zeigt jedes Bild ein anderes Gesicht. Aus der Summe der Einzelpersonen wird auf der zweiten Ebene die Darstellung einer Netzwerkstruktur. Schlussendlich kommt durch den Einsatz von digitaler Technologie und die Arbeit mit dem sozialen Netzwerk „facebook“ auch eine technologische Ebene ins Spiel. Die Bilder verorten sich in einer Zeit, in der mit Profilbildern, Gesichtserkennungssoftware und Biometrie die Frage nach der Rolle, die dem menschlichen Gesicht zukommt, neu verhandelt wird.
Als Nebenprojekt gestartet, fotografierte Momoh die ersten faces in seinem Studio, während er dort an anderen Projekten arbeitete. Bald erweiterte er die Gruppe, durch einen Aufruf via „facebook.“ Einer nach dem anderen nahmen Menschen unterschiedlichen Alters, Einkommens uns Berufs vor der Kamera platz: Studierende, Rentner, Arbeiter, Kuratoren, Musiker, Lebenskünstler, Sportler usw. Es entstand eine geschlossene und gleichzeitig offene Arbeit: Das Netz ist in alle Richtungen erweiterbar. Die beiden Netzwerke, das soziale des Bekanntenkreises bzw. der Studenten- und Kunstszene Hildesheims und Umgebung sowie das technologische soziale Netzwerk zentrieren sich auf den Künstler und den Ort der Aufnahme. Damit sind die faces zugleich eine soziologische Beschreibung von Hildesheim. Teil des abgebildeten Netzwerks sind dabei teilweise auch die Musiker_innen, die in der Ausstellung auftreten. Momoh gelingt auf diese Weise eine Rückbindung an die „echten“ Menschen, die wiederum ihn beeinflusst haben. Ein Netzwerk ist keine Einbahnstraße.
Künstlerische Leitung: Ilse Riediger und Francisco Vogel
Bilder der Eröffnung am 10.07.2014 // Musik von Hubert & Mehmet, DJ Ive the Knife, Delicious Chrischuzz, DJ KOOLaction, ingwer & knoblauch, Mr. Moon und Bigga MC
//PRESSE
- „Ins Gesicht geblickt – Kevin Momoh stellt im KUNSTRAUM 53 Porträts aus“ (15.07.2014, Hildesheimer Allgemeine Zeitung)