18.06. – 02.07.2014 // Landlust, Vintage-Kult und Do-It-Yourself: die Lust an Retro-Ästhetik und alten Techniken ist ebenso allgegenwärtig, wie die romantische Vorstellung vom Leben in der Natur. Begleitet wird der Trend von dem strebsamen Bemühen um eine umweltverträgliche und „naturnahe“ Lebensweise – ein Ausdruck für das Bedürfnis nach Authentizität und Natürlichkeit. Das Lebensgefühl einer großen Bevölkerungsgruppe wird dabei von dem Drang geprägt, Altes zu bewahren oder wieder aufleben zu lassen. Nicht nur klassisch Konservative, sondern zunehmend auch junge Menschen liberaler Gesinnung sehnen sich nach verlorenen Traditionen und Ritualen, nach heimischer Natur und ländlicher Idylle.
In einer Welt globaler Vernetzung und postmoderner Beliebigkeit ist die kulturelle Sinnsuche zum gesellschaftlichen Mantra und die „gute alte Zeit“ zum Ort der Sehnsucht geworden. Benjamin Noys, Literaturwissenschaftler und Vordenker der polit-philosophischen Strömung des Akzelerationismus, beschreibt eine Gesellschaft im Zustand „allgemeiner Nostalgie“, die vom Blick zurück gefangen gehalten wird: „Wir können uns nicht befreien aus dem reißenden Strom von Bildern der Vergangenheit, die einen grundsätzlichen Stillstand verschleiern. (…) Das Bild einer ständig verfügbaren Vergangenheit verdeckt die Tatsache, dass wir in einer erstarrten Gegenwart leben.“ (Benjamin Noys: Days of Phuture Past: Kapitalismus, Zeit, Akzeleration. 2013)
Was hat das Bedürfnis nach entschleunigter Natürlichkeit mit nostalgischer Verklärung zu tun? Wohin führt diese Sehnsucht? Die Rauminstallation BEKANNTE BILDER der Künstlerin Leena Kötter setzt sich thematisch mit diesen Fragen auseinander. Ihr zu Grunde liegt die Beobachtung, dass in Zeiten fortwährender ökonomischer und ökologischer Krisen nicht nur eine diffuse Angst vor Entgrenzung und Verlust herrscht, sondern auch das Bedürfnis zu schützen, zu konservieren und sich wieder mit bekannten Bildern zu umgeben. Solche Bilder herauf zu beschwören, so die These der Künstlerin, berge aber das Risiko, eine Geisteshaltung zu begründen, die unter Umständen von Rückwärtsgewandtheit in reaktionären Konservatismus umschlägt.
Leena Kötter spürt den machtvollen Wörtern und Bilder nach, die verheißungsvoll von Sicherheit und Geborgenheit in einer von Globalisierung, Digitalisierung und Krise geprägten Zeit erzählen. Ihre Arbeit spielt mit den Blicken der Passanten, die den KUNSTRAUM 53 auf dem Weg von der Arbeit oder der letzten Einkaufstour passieren. Die Installation ist als Schaufenstersituation konzipiert und kann durch die Vorderfront des Raumes von der Straße aus betrachtet werden.
Künstlerische Leitung: Nada Schroer und Sonja Wunderlich
Bilder von der Eröffnung am 17.06.2015 // Musik: Florian Schneider